Aktuelles

Rundbrief des Landesvorsitzenden September 2022

In seinem Rundbrief vom 13. September 2022 schreibt der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich hoffe, Sie konnten sich in den Sommerferien gut erholen und Ihre Energiereserven wieder einigermaßen aufladen. Das vergangene Schuljahr war für die meisten von uns herausfordernd und kräftezehrend. Wenn man bedenkt, dass bis zum Schulhalbjahr zahlreiche pandemiebedingte Einschränkungen galten und nach den Faschingsferien die Einführung eines neuen Testverfahrens für die 5. und 6. Klassen viel Zeit und Energie kostete, so war es erstaunlich, in welchem Umfang nach Ostern das schulische Leben an vielen Gymnasien wieder aufblühte. Zahlreiche Schulkonzerte, Theateraufführungen, Sommerfeste und andere außerunterrichtliche Aktionen wurden mit überdurchschnittlichem Engagement und Einsatz geplant, organisiert und mit großem Erfolg durchgeführt. Nicht zuletzt jetzt wurde allen klar, was der Schulgemeinschaft in den letzten zweieinhalb Jahren gefehlt hat. Schockiert waren wir alle über den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der eine Flüchtlingswelle auslöste, deren Auswirkungen auch uns in diesem Schuljahr in nicht unerheblichem Maße beschäftigen werden.

Wir müssen Prioritäten setzen

Dass dieses Schuljahr auch aus anderen Gründen wieder kein normales Schuljahr sein wird, ist schon jetzt abzusehen. Seit Anfang 2020 befinden wir uns in einem permanenten Krisenmodus, der insbesondere die Schulleitungen fordert und unsere Führungsqualitäten immer wieder auf die Probe stellt. Waren es am Anfang die Bewältigung der Corona-Krise und die mit immenser Anstrengung vorangetriebene Digitalisierung an den Schulen, so kommen jetzt noch die Herausforderungen einer möglichen Energiekrise sowie der sich abzeichnende Lehrermangel hinzu. Nicht
zuletzt befinden wir uns auch in der Endphase der dienstlichen Beurteilung. Es müssen womöglich noch zahlreiche Unterrichtsbesuche durchgeführt werden und auch die Beurteilungen müssen erst noch geschrieben werden, von den Belastungen der Eröffnungsphase im Januar und Februar ganz zu schweigen. Um einigermaßen unbeschadet durch diese Zeit zu kommen, wird es nötig sein, Prioritäten zu setzen und auf sich sowie die Bedürfnisse und Belastungen der Mitglieder der eigenen Schulfamilie Rücksicht zu nehmen. Nicht alles ist gleich wichtig und muss in einer
bestimmten Zeit perfekt erledigt werden. Dies sollte auch das Staatsministerium bedenken, wenn wieder einmal über zusätzliche Konzepte und Projekte nachgedacht wird, die von Seiten der Gesellschaft oder Politik gefordert werden. Wir Schulleiterinnen und Schulleiter sollten den Mut haben, diese Prioritäten für uns und für unsere Schulen zu setzen und unsere Entscheidungsspielräume in Anspruch zu nehmen.

Lehrermangel nimmt zu

Seit mehr als fünf Jahren hat die BayDV immer wieder auf einen kommenden Lehrermangel hingewiesen, der die Schulen in der Endphase des Aufwachsens des neunjährigen Gymnasiums massiv belasten wird. Mit Hinweis auf übervolle Wartelisten und genügend Bewerber/-innen aus den laufenden Jahrgängen wurden unsere Bedenken noch bis vor nicht allzu langer Zeit vom KM zurückgewiesen. Jetzt ist absehbar, dass bereits zum nächsten Schuljahr die Zahl der voll ausgebildeten Bewerber/-innen in einigen Fächern nicht mehr ausreichen wird, um den Bedarf zu decken. In diesem Schuljahr konnten nur mit großer Mühe die angebotenen Stellen besetzt werden. In diesem Zusammenhang gebührt den Mitarbeiter/-innen der Personalreferate im Staatsministerium unter der Leitung von Herrn Sienz ein großer Dank für ihren unermüdlichen Einsatz und die gute Kommunikation in den vergangenen Wochen. So konnte zwar für jede angeforderte Stelle nicht immer die optimale, aber doch irgendeine Lösung gefunden werden. Zusätzlich konnten 300 Stellen für die Beschulung der ukrainischen Kinder und Jugendlichen an den Gymnasien besetzt werden, die uns auch in Zukunft für unsere Schulart zur Verfügung stehen, wenn in den nächsten Jahren die Oberstufe des G9 zusätzliche Stellen benötigt.
Die Wartelisten in vielen Fächern sind mittlerweile leer, was bedeutet, dass für Aushilfen während des Schuljahres kaum mehr qualifiziertes Personal vorhanden ist. Jahrelang hat man es versäumt, hervorragend ausgebildete Lehrkräfte vertraglich an die Schule zu binden. Jetzt, wo man sie dringend bräuchte, stehen viele von ihnen nicht mehr zur Verfügung. Gleichzeitig geht die Zahl der Referendarinnen und Referendare sowie der Studierenden kontinuierlich zurück. In den kommenden Jahren wird es ein Paket von Maßnahmen geben müssen, wie an den Gymnasien der Engpass an Bewerberinnen und Bewerbern überbrückt werden kann. Ich gehe davon aus, dass das Staatsministerium die BayDV in dieser schwierigen Phase in seine Überlegungen mit einbindet und unsere Erfahrung und Expertise nutzt.

Brückenklassen an den Gymnasien

An weit über 200 Gymnasien sind in diesem Schuljahr Brückenklassen eingerichtet, um die geflüchteten ukrainischen Kinder und Jugendlichen zu beschulen und auf eine eventuelle Aufnahme in den Regelbetrieb unseres Schulsystems vorzubereiten. Diejenigen Gymnasien, an denen keine Brückenklasse eingerichtet wurde, unterstützen zum Teil benachbarte Mittelschulen mit Personal, das für dieses Schuljahr an die andere Schulart abgeordnet wird. Das Experiment Brückenklassen wird eine große Herausforderung für alle Beteiligten, weil es auch dafür in der Vergangenheit keine Blaupause gibt. Vieles ist noch im Unklaren, das Zusammenwirken über verschiedene Schularten hinweg wird immer wieder durch Bürokratie und Kommunikationsprobleme erschwert. Hier empfiehlt es sich, sich auch direkt untereinander auszutauschen und pragmatisch nach einfachen und erfolgversprechenden Lösungen zu suchen. Die Beschulung der ukrainischen Kinder
und Jugendlichen auf möglichst viele Schultern und Schularten zu verteilen, war sicher der richtige Weg. Wichtig ist jetzt aber, bürokratische Hindernisse auf ein Mindestmaß zu begrenzen und die Schulen von Seiten des Staatsministeriums mit Rat und Tat zu unterstützen.

Mitgliederversammlung 2022 in Herzogenaurach

Unsere diesjährige Mitgliederversammlung, zu der ich Sie ganz herzlich einlade, findet am Samstag, 22. Oktober 2022, in Mittelfranken am Gymnasium Herzogenaurach statt. Am Vormittag ist in diesem Jahr ein Festakt geplant, zu dem Herr Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo per Videoübertragung zugeschaltet wird. Herr Staatsminister hat zugesagt, ein Statement zu aktuellen bildungspolitischen Themen abzugeben und anschließend Fragen aus dem Plenum zu beantworten. Vor dem Mittagessen besteht darüber hinaus die Gelegenheit, sich an runden Tischen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Expertenkreisen sowie des Landesvorstands in kleinerer Runde auszutauschen. Damit die Organisation einen Überblick über die voraussichtliche Teilnehmerzahl
bekommt, haben wir uns wieder entschlossen, im Vorfeld der Mitgliederversammlung über Forms eine Abfrage durchzuführen. Bitte beteiligen Sie sich wenn möglich an dieser Abfrage. Hier ist der entsprechende Link:

https://forms.office.com/r/2X3EtBuvP6

Auch in diesem Jahr finden Neuwahlen statt, und zwar für folgende Positionen im Landesvorstand:
• Stellvertretende(r) Landesvorsitzende(r),
• Schriftführer(in),
• Pensionistenbeauftragte(r)
• weitere(r) Beisitzende(r).

Zur Beschleunigung des Wahlvorgangs bitten wir Sie, von der Möglichkeit einer Briefwahl Gebrauch zu machen.
Dieser Rundbrief enthält für Sie folgende Anlagen:
1. Programm des Festakts am Vormittag
2. Programm der Mitgliederversammlung am Nachmittag
3. Wahlunterlagen
Die Anträge, die in der Mitgliederversammlung zur Abstimmung kommen, werden entweder über die Bezirksversammlungen eingereicht oder vom Landesvorstand formuliert.
Bitte nehmen Sie möglichst zahlreich an unserer Mitgliederversammlung teil, um damit auch ein Signal zu senden, dass die BayDV gerade in schwierigen Zeiten ein wichtiger und aktiver Partner der Staatsregierung ist, auf dessen Expertise man nicht verzichten sollte. Sie erhalten in Herzogenaurach auch eine Teilnahmebescheinigung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

noch herrscht bei vielen Unsicherheit darüber, ob unsere Schulgebäude im kommenden Winter wirklich ausreichend geheizt werden können. Die Staatsregierung will sich dafür einsetzen, im Endeffekt werden aber die Sachaufwandsträger darüber entscheiden. Beim Thema Lüften und Heizen wird man wohl auch Prioritäten setzen müssen, wobei man immer bedenken sollte, dass Frieren im Unterricht nicht zu einem nachhaltigen Lerneffekt beiträgt und mitunter auch zu mehr Krankheitsfällen führen wird. Das Thema Gesundheit sollte immer Priorität haben. Das gilt selbstverständlich auch für uns Schulleiterinnen und Schulleiter. Niemandem ist geholfen, wenn wir mit gesundheitlichen Problemen ausfallen oder unsere Aufgaben nur mit eingeschränkter
Kraft erledigen können. Deshalb ist es wichtig, eine gewisse Achtsamkeit auch auf sich selbst zu richten und dementsprechend zu handeln. Die BayDV stand bisher immer in engem Austausch mit dem Staatsministerium, wenn es um die Belange unserer Schulart oder die Sorgen und Nöte der Schulleiterinnen und Schulleiter ging. Ich gehe davon aus, dass dies auch weiterhin so sein wird. Herr Wunsch und sein Team in der Gymnasialabteilung haben zugesagt, dass es auch in Zukunft eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit geben wird. Dafür ein herzliches Dankeschön!
Ich persönlich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr mit ruhigeren Abläufen, vielen erfreulichen Momenten und möglichst wenigen unangenehmen und belastenden Situationen. Dass diese nicht immer zu vermeiden sind, liegt an unserem ausgesprochen komplexen Arbeitsbereich und unserer besonderen Verantwortung für die Mitglieder unserer Schulfamilie. In besonders schwierigen Situationen ist Offenheit und Ehrlichkeit immer ein probates Mittel, um die gegenseitigen Erwartungen zu überdenken und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Erfahrung, nicht perfekt sein zu müssen, trägt auf jeden Fall zur gesundheitlichen Stabilität bei.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Walter Baier

Hier können Sie den Rundbrief als PDF-Datei herunterladen.