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Rundbrief des Landesvorsitzenden September 2023

In seinem Rundbrief vom 18. September 2023 schreibt der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich hoffe, Sie konnten sich in den Sommerferien ausgiebig erholen und Kraft tanken für die Probleme und Herausforderungen, die mit großer Sicherheit auch in diesem Schuljahr auf uns Schulleiterinnen und Schulleiter zukommen werden. Es gibt viele Themen, die uns auch heuer wieder intensiv beschäftigen werden wie z. B. die Sicherstellung des Unterrichts bei Ausfall von Lehrkräften, die Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen, die Begleitung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler in den Brückenklassen sowie die organisatorischen Herausforderungen durch Renovierungen, Neubauten und gesperrte Sporthallen. Dieses Schuljahr wird aber in erster Linie geprägt sein von den Vorbereitungen auf die Profil- und Leistungsstufe im G9. Dieser gleichsam spannenden wie herausfordernden Aufgabe stellen wir uns gerne, weil die Neuordnung der Qualifikationsphase in der Oberstufe große Chancen bietet, das Gymnasium bis zum Abitur attraktiv und gleichzeitig mit hoher Qualität zu gestalten. Nicht wenige von Ihnen werden gestaunt haben über die vielen KMS, die in der Woche vor Schulbeginn an die Schulen versandt wurden. Hat man den Anspruch, in kurzer Zeit alle Informationen und Vorgaben der 23 KMS umsetzen zu wollen, wird man zwangsläufig scheitern. Dies würde jede Schule überfordern. Auf der einen Seite begrüßt die BayDV die ausgesprochen detaillierten und hilfreichen Hinweise der Gymnasialabteilung und des ISB, die uns z. B. für die Organisation und Durchführung der neuen Oberstufe zur Verfügung gestellt werden, auf der anderen Seite sind die verschiedenen Projekttage und -wochen, die wir im Laufe des Schuljahres planen und durchführen sollen, in ihrem Anspruch nicht nur demotivierend, sondern auch in der Gänze kaum umsetzbar. Darüber hinaus wird es immer schwieriger, kontinuierlichen Unterricht zu gewährleisten und ein eigenes Schulprofil zu entwickeln. Die Organisation und der Aufwand, der für derartige Projekte nötig ist, werden von Außenstehenden permanent unterschätzt, wobei Aufwand und Nutzen auch nicht immer in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen. Für die Schulleiterinnen und Schulleiter ist es daher wichtig, Prioritäten zu setzen und mit Blick auf das Kollegium dieses nicht zu überfordern. Die Kapazitäten, die an den einzelnen Schulen zur Verfügung stehen, müssen gerade im Hinblick auf den wachsenden Lehrermangel sorgfältig und mit Bedacht eingesetzt werden. Zentral vorgegebene Projekte treffen oft nicht die Bedürfnislage der einzelnen Schulen in den unterschiedlichen Regionen.

Personalsituation und Personalzuweisung

Die Zuweisungen am Ende des vergangenen Schuljahres haben die meisten Schulen mit ausreichend Personal versorgt, auch wenn verständlicherweise die zugewiesenen Fächer nicht immer den Wünschen der Schulleitungen entsprachen. Ein großes Lob muss man auch in diesem Jahr den Personalplanern im KM unter der Leitung von Herrn Sienz aussprechen, die mit großem Einsatz und meist mit Erfolg versucht haben, die Anforderungen der Schulen mit den Wünschen der Bewerberinnen und Bewerbern in Einklang zu bringen. In Anbetracht des sich abzeichnenden Lehrermangels in den kommenden Jahren und trotz des etwas geringeren Bedarfs für die 11. Jahrgangsstufe hat das Staatsministerium versucht, möglichst viele Lehrkräfte ins System zu bringen. So wurde zum Beispiel die integrierte Lehrerreserve um einige Stunden aufgestockt und zusätzliche Förderstunden ausgewiesen. Dies hat die BayDV schon seit Jahren gefordert. Hätte man diese Möglichkeiten schon früher in Betracht gezogen, so hätte man viele gut ausgebildete Lehrkräfte zusätzlich gewinnen können, die aus verschiedenen Gründen jetzt leider nicht mehr zur Verfügung stehen. Gerade im Hinblick auf die Rückkehrerinnen und Rückkehrer konnten fast alle Wünsche erfüllt werden, bei den Versetzungen war dies nicht immer möglich. Bedauerlicherweise sind durch die Zuweisung von Planstellen und mobilen Reserven einige Aushilfslehrkräfte, die sich seit vielen Jahren an der einzelnen Schule bewährt haben, kurzzeitig aus dem System gedrängt worden. Vielleicht gelingt es noch, den einen oder die andere über die Mittel zur eigenen Bewirtschaftung an der Schule zu halten. In den nächsten Jahren brauchen wir diese Kolleginnen und Kollegen dringend an unseren Schulen. Für eine Übernahme von bewährten, befristet angestellten Lehrkräften sind immer noch komplexe haushaltsrechtliche Fragen zu klären, mit denen sich das Staatsministerium bereits seit längerem befasst. Darüber hinaus muss ein rechtssicheres Verfahren gefunden werden, bei dem die Qualifikation dieser Lehrkräfte festgestellt wird. Bei der Konzeption des Projekts „Vor-Ort. Zukunft prägen – Lehrer/-in werden!“ zur Lehrergewinnung konnte die BayDV ihre Erfahrung und Expertise einbringen. Man darf jetzt keine Möglichkeit mehr verstreichen lassen, unsere Abiturientinnen und Abiturienten für den Lehrerberuf zu begeistern. Auch das Miteinander der verschiedenen Schularten ist an dieser Stelle nicht nur sinnvoll, sondern zwingend notwendig. Die Auffangschulen werden in den kommenden zwei Jahren eine besondere Herausforderung zu leisten haben. Neben der notwendigen Unterstützung durch das Staatsministerium ist hier auch die Solidarität aller Gymnasien gefragt, insbesondere im Abiturjahr 2025. Für das Einstellungsjahr 2025/2026 werden aller Voraussicht nicht mehr alle benötigten Stellen durch qualifizierte Lehramtsbewerber besetzt werden können. Auch wenn jetzt überdurchschnittlich viele Quereinsteiger das Referendariat begonnen haben, werden wahrscheinlich nicht alle ihre Ausbildung beenden und für eine Einstellung zur Verfügung stehen. Man sollte bei einer maßvollen Erhöhung der Teilzeit verstärkt auf Freiwilligkeit setzen und dafür spürbare und zeitnahe Entlastungen in Aussicht stellen.

Verzicht auf ärztliche Bescheinigungen

Im KMS zu Neuerungen im aktuellen Schuljahr wird darauf hingewiesen, dass wegen Überlastung der Kinderärzte nur in besonderen Fällen auf die Vorlage eines ärztlichen Attests bestanden werden sollte. Dem gegenüber steht die wachsende Tendenz, dass Schülerinnen und Schüler bei angekündigten schriftlichen Leistungserhebungen bewusst fehlen, um sich durch vermeintlich leichtere Nachholschulaufgaben oder verlängerte Vorbereitungszeiten Vorteile zu verschaffen. Als Kompromiss sieht es die BayDV als legitim an, dass bei Versäumen eines Leistungsnachweises in der Qualifikationsphase der Oberstufe und bei verhängter Attestpflicht auch weiterhin ärztliche Atteste eingefordert werden können. In den anderen Jahrgangsstufen sollte wenn möglich auf Atteste verzichtet werden. Bei Versäumen von Nachholterminen kann im Übrigen auch die Möglichkeit der Ersatzprüfung in Betracht gezogen werden.

Sekretariate

Seit diesem Schuljahr stehen nach Aussage des KM auch den Gymnasien mehr Stunden für die Verwaltungstätigkeiten in den Sekretariaten zur Verfügung. Sollten Sie im Hinblick auf Ihre Schülerzahlen Ihrer Meinung nach zu wenige Stunden haben, wenden Sie sich bitte an das Landesamt für Schule. Leider hat sich in den vergangenen Jahren der Aufwand für die Verwaltung von „Kleinbudgets“ und die Verbuchung von Ausgaben verschiedenster Art enorm erhöht, seien es die Mittel für die Woche der Alltagskompetenzen, die SchiLf-Mittel, die Oberstufenpauschalen oder die Verwaltungstätigkeit für die Honorare externer Referenten. Die Sekretariate sind hier nicht selten überfordert, abgesehen davon, dass die Zahlungen dann auch noch mit einiger Verspätung bei den Empfängern ankommen. Eine Vereinfachung dieser Verwaltungsbürokratie wäre nach unserer Meinung dringend angebracht.

Dienstliche Beurteilung 2022

Im vergangenen Schuljahr konnten wir die Dienstliche Beurteilung 2022 unserer Kolleginnen und Kollegen erfolgreich abschließen. Nach diversen Rückmeldungen von Ihnen wurde in den einzelnen Regierungsbezirken von den MBs nicht immer einheitlich und transparent genug verfahren, insbesondere was die Vergabe von Prädikaten und das Einhalten von „Schnitten“ betrifft. Die BayDV wird in nächster Zeit versuchen, mit den Ministerialbeauftragten diesbezüglich ins Gespräch zu kommen und die unterschiedlichen Vorgehensweisen zur Sprache bringen. Auch bei der Schulleiterbeurteilung würden sich manche Mitglieder mehr Transparenz wünschen.

Zusammenarbeit mit der Gymnasialabteilung

Die BayDV bedankt sich an dieser Stelle ganz herzlich für die konstruktive und gewinnbringende Zusammenarbeit mit Herrn Wunsch und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gymnasialabteilung. Bestimmte Vorhaben oder organisatorische Änderungen, die aufgrund bestimmter Ereignisse notwendig werden, werden in der Regel mit uns im Vorfeld besprochen und diskutiert. Dabei setzt man immer wieder auf unsere Erfahrungen und unsere Expertise. So konnten wir z. B. deutliche Impulse für eine Neugestaltung des Reisekostenbudgets für Lehrkräfte setzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ –

Mit diesem Zitat beschreibt Aristoteles das Phänomen der Synergie – das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von „sich gegenseitig fördern“ bzw. das Streben, einen daraus resultierenden gemeinsamen Nutzen zu ziehen. Die These besagt, dass das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Elementen eines Systems zu einer größeren und komplexeren Wirkung führen können, als es die isolierte Betrachtung der einzelnen Teile vermuten lässt. Auf die Schule übertragen könnte man sagen: Erst wenn Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen für ein gemeinsames Ziel vertrauensvoll zusammenarbeiten, entsteht eine echte Schulgemeinschaft und in der Folge davon ein größerer Ertrag für alle Beteiligten. Zweifellos liegt auch in der Schule der Schlüssel zum Erfolg in der gemeinsamen Arbeit. Die Aufgabe der Schulleiterinnen und Schulleiter besteht nun darin, diesen Prozess an verantwortlicher Stelle anzustoßen, zu fördern und zu begleiten. Wir können allerdings nicht alles alleine zu stemmen. Und wir brauchen Unterstützung von Seiten der Kolleginnen und Kollegen, der Eltern und des Staatsministeriums. Wenn etwas nicht funktioniert, ist es auch unsere Pflicht, die Dinge beim Namen zu nennen und unsere Meinung zu sagen. Und wenn man offen über Probleme spricht, wird es auch viele in unserem Umfeld geben, die uns unterstützen und uns helfend zur Seite stehen. Gerade dies bringt viel Energie zurück. Im Namen des Vorstands der BayDV bedanke ich mich bei Ihnen für die informativen Rückmeldungen aus Ihren Schulen und wünsche Ihnen ein erfolgreiches und hoffentlich nicht allzu stressiges Schuljahr 2023/2024.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Walter Baier

Landesvorsitzender

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