Aktuelles

Rundbrief des Landesvorsitzenden Dezember 2021

In seinem Rundbrief vom 7. Dezember 2021 schreibt der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor kurzem wurde wieder laut über Schulschließungen nachgedacht, genauer gesagt über vorgezogene Weihnachtsferien. Es ist zu begrüßen, dass die bayerische Staatsregierung derzeit der Meinung ist, dass Schulschließungen das letzte Mittel sein sollten, um die vierte Welle der Corona-Pandemie zu brechen. Präsenzunterricht muss immer Vorrang haben.

Für uns Schulleiterinnen und Schulleiter hat sich in den letzten Wochen und Monaten kaum etwas verändert. Wir arbeiten oft über unser Limit hinaus, ohne genau zu wissen, was eigentlich mittel- oder langfristig vorgesehen ist. Der große Plan – sollte es ihn überhaupt geben – erschließt sich einem nicht so einfach. Es könnte also sein, dass wieder kurzfristig entschieden wird – an einem Freitag mit Umsetzung am darauffolgenden Montag.

Mitgliederversammlung in Grünwald

Mitte Oktober fand unsere Mitgliederversammlung am Gymnasium Grünwald statt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir für weitere drei Jahre Ihr Vertrauen ausgesprochen haben, die Belange der Direktorinnen und Direktoren der bayerischen Gymnasien gegenüber politischen Entscheidungsträgern und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Gleichzeitig beglückwünsche ich die neu gewählten Mitglieder im Landesvorstand: OStDin Karin Ulrich vom Gymnasium Lindenberg als Schatzmeisterin und StD Alexander Höhn vom Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg als Beisitzer für die Ständigen Stellvertreterinnen und Stellvertreter. Den scheidenden Mitgliedern des Landesvorstands, Heinz Hemberger und Reinhard Duetsch, danke ich für ihren langjährigen Einsatz für die BayDV und wünsche ihnen alles Gute.

Treffen mit Minister Piazolo

Als Reaktion auf unsere Resolution, die auf der Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen und anschließend auch an Herrn Staatsminister Dr. Michael Piazolo weitergeleitet wurde, konnte kurzfristig ein Gesprächstermin im Staatsministerium vereinbart werden. Am 16. November konnten OStDin Birgit Reiter und ich als Vertreter des Landesvorstands der BayDV Herrn Staatsminister und Herrn Präbst, Leiter der Gymnasialabteilung, den Ernst der Lage und die Dringlichkeit unserer Forderungen erläutern. Wir haben dem Minister in vielen konkreten Beispielen die derzeitige Belastungssituation der Schulleiterinnen und Schulleiter geschildert, die sich bei immer mehr Kolleginnen und Kollegen auch in gesundheitlichen Beeinträchtigungen niederschlägt. Seit Beginn der Pandemie befinden wir uns beinahe ohne Unterbrechungen im Krisenmodus, der uns im Hinblick auf Organisation, Führung und Verantwortung täglich viel abverlangt. Fast an jeder Schule muss man sich immer noch mit Masken- und Testverweigerern auseinandersetzen, die nicht selten die Schulleitungen unter Druck setzen und mit ihren Anwälten drohen. Aufgrund von fehlendem Vertretungspersonal ist der Unterrichtsausfall durch Krankheit und Quarantänemaßnahmen im Moment deutlich erhöht, gleichzeitig sollen den Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Projekts „gemeinsam.Brücken.bauen“ Förderangebote gemacht werden, die für sie derzeit eher belastend als hilfreich sind.

Die Nöte vieler Schülerinnen und Schüler sind in den vergangenen Wochen immer deutlicher zutage getreten. Sie zeigen sich in auffälligem Verhalten, psychischen Belastungen und natürlich auch in den Leistungen. Wir brauchen jetzt Zeit, Geduld und Vertrauen darauf, dass wir das Möglichste tun, um die Schülerinnen und Schüler langsam wieder an ein gymnasiales Niveau heranzuführen und ihnen die außerunterrichtlichen Betätigungsfelder zu eröffnen, die sie so viele Monate lang vermisst haben und die so wichtig sind für ihre psychisch-soziale Entwicklung.

Die auch von der Politik genährten weit überzogenen Erwartungen der Eltern und der Gesellschaft zu Beginn des Schuljahres haben unter den Schulleitungen nicht selten Frust und Unverständnis hervorgerufen. Die Forderungen von Eltern nach individualisierter Betreuung und Begleitung ihrer Kinder ist zwar verständlich, aber in der derzeitigen Krise kurzfristig nicht zu leisten, schon gar nicht bei der dünnen Personaldecke. Hier wäre es besonders wichtig, dass die politische Spitze einmal klar und deutlich formuliert: Es gibt Grenzen des Machbaren. Die Einschätzung von Schulpraktikern, die die ganze Situation und Problematik besser beurteilen können als selbsternannte außerschulische „Bildungsexperten“, sollte in Zukunft wieder mehr Gewicht erhalten.

Gerade in diesen Zeiten ist es kontraproduktiv, wenn wir regelmäßig mit neuen Aufgaben betraut werden, die wir mit Zeitdruck und ohne zusätzliche Ressourcen erledigen sollen, vor allem wenn sie mit den aktuellen Problemen der Pandemiekrise wenig zu tun haben. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem auch über die Aussetzung der externen Evaluation, der Unterrichtsausfallstatistiken und anderer Dokumentationspflichten sowie über die zeitliche Entzerrung bestimmter Projekte (z. B. „Schule fürs Leben“) diskutiert, deren Konzeptionierung und Umsetzung in der derzeitigen Krise keine Priorität haben dürfen. Der Minister hat hier zugesagt, prüfen zu lassen, welche Aufgaben zurzeit wirklich Priorität haben und welche nicht. Dazu soll im Ministerium eine Projektgruppe zum Bürokratieabbau geschaffen werden.

Da der Minister sich für unser Gespräch dankenswerterweise viel Zeit genommen hat, konnten wir auch noch andere Themen ansprechen wie die Einführung der 3G-Regelung an den Schulen, eine Testung auch für geimpfte Schülerinnen und Schüler, die Quarantäneregeln für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die dienstliche Beurteilung im kommenden Jahr sowie den sich abzeichnenden Lehrermangel an den Gymnasien.

Das Gespräch mit Herrn Staatsminister war geprägt von einer konstruktiven und vertrauensvollen Atmosphäre. Er hat uns am Ende versichert, dass er unsere schwierige Situation voll und ganz nachvollziehen könne und zugesichert, wo immer möglich, die Schulleiterinnen und Schulleiter in ihrer täglichen Arbeit an den Schulen zu unterstützen.

Mehr denn je fordern wir klare Rahmenbedingungen, gleichzeitig müssen den Schulen aber Freiräume erhalten bleiben, die es uns ermöglichen, vor Ort die besten Entscheidungen für alle Beteiligten treffen zu können.

Treffen mit den Personalplanern im KM

Es ist jetzt schon abzusehen, dass der Personalmangel, der sich mittlerweile deutlich abzeichnet, die Gymnasien in den kommenden zehn Jahren vor große Probleme stellen wird. Wenn auch derzeit für die laufenden Einstellungen in den meisten Fächern noch genügend Bewerber vorhanden sind, können Aushilfsstellen und andere befristete Arbeitsverträge kaum mehr an qualifizierte Lehrkräfte vergeben werden, weil diese nicht mehr in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Dies hatten wir 2018 auf unserer Hauptversammlung in Veitshöchheim schon vorausgesehen.

Vertreter:innen der BayDV haben sich daher mit den Personalplanern in der Gymnasialabteilung am 23. November im Staatsministerium getroffen. Wir haben Möglichkeiten diskutiert, wie man die kommenden Jahre im Hinblick auf Personalplanung und Personalversorgung gestalten könnte, ohne das Stammpersonal noch weiter über Gebühr zu belasten. Herrn Sienz und seinem Team im Referat V.7 ist durchaus bewusst, welche Schwierigkeiten die Schulleitungen mittlerweile haben, wenn es darum geht, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Die pandemiebedingten Einschränkungen wie das Betretungsverbot für schwangere Lehrerinnen haben die Situation noch deutlich verschärft.

In dem Gespräch wurden von uns unter anderem folgende Schwerpunktthemen angesprochen und diskutiert:

  • In den nächsten Jahren müssen so viele gut qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber eingestellt werden wie möglich. Leider hat man es auf Seiten der Staatsregierung versäumt, bereits in den vergangenen Jahren zusätzliche Stellen zu schaffen. Jetzt müssen alle Einstellungsmöglichkeiten genutzt werden, auch befristete 2/3-Verträge, die dann später in volle Planstellen umgewandelt werden können.
  • Gleichzeitig wäre es wichtig, über die Medien deutlich auf den drohenden Lehrermangel auch am Gymnasium hinzuweisen und den Lehrerberuf intensiver zu bewerben. Gerade jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für die abgehenden Abiturientinnen und Abiturienten, in ein Lehramtsstudium einzusteigen.
  • Aushilfsnehmer und Quereinsteiger sollten zentral mit Ausbildungs- und Qualifizierungsprogrammen besser auf das Unterrichten im Klassenzimmer vorbereitet werden. Das würde den Aufwand der Einarbeitung an den Schulen verringern.
  • Die Aushilfsnehmerdatei in OWA muss vom Staatsministerium besser gepflegt werden, damit die Schulleitungen nicht immer wieder Bewerberinnen und Bewerber kontaktieren, die schon eine befristete Stelle angenommen haben oder aus anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen.
  • Eine Herausforderung wird das Schuljahr 2025/26 werden, weil nach Aufwachsen des G9 dann kurzfristig mindestens 1000 Stellen neu besetzt werden müssen. Voll ausgebildete Gymnasiallehrkräfte werden in diesem besonderen Jahr nicht in ausreichender Zahl vorhanden sein. Es muss uns gemeinsam gelingen, diese Personallücke zu überbrücken, auch wenn dies mit unerfreulichen Maßnahmen wie einem Arbeitszeitkonto oder Teilzeiterhöhungen verbunden sein wird.

Herr Sienz und die Personalplaner im Staatsministerium haben dankenswerterweise zugesichert, weiter mit uns in Kontakt zu bleiben, um Teillösungen zu finden und uns bei der Personalversorgung so weit wie möglich zu unterstützen, auch wenn in Referat V.7 die Arbeitsbelastung während der Personalplanungszeit außergewöhnlich hoch ist.

Zum Abschied von Herrn Präbst

Herr Präbst wird sich bekanntlich als Leiter der Gymnasialabteilung mit Ablauf dieses Kalenderjahres in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Er hat wie kein anderer vor ihm den engen Kontakt mit der Direktorenvereinigung gesucht, um nachzufragen, wie es uns geht, oder um eine Einschätzung zu bitten, wenn sich Änderungen in der Schulpolitik abzeichneten oder notwendige Korrekturen in der Schulorganisation geplant waren. Mit großem gegenseitigem Vertrauen konnten wir Gedanken und Informationen austauschen und den einen oder anderen Punkt auch kritisch diskutieren. Dabei ging es nie um persönliche Befindlichkeiten, sondern immer um die Qualität und Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums und das Wohl aller Mitglieder der Schulfamilie. Herzlichen Dank dafür!  Von der Nachfolgerin oder dem Nachfolger erhoffen wir uns, dass die Zusammenarbeit mit der BayDV auch weiterhin intensiv fortgeführt wird. Das bayerische Gymnasium kann davon nur profitieren.

Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Landesvorstands eine Advents- und Weihnachtszeit, in der es auch ruhige und besinnliche Momente gibt, die wir alle so dringend brauchen. Wie auch immer dieses Schuljahr nach den Ferien weitergeht, das Staatsministerium hat zugesagt, die BayDV auch in Zukunft in Entscheidungsprozesse mit einzubinden, so dass die Belange der Schulleiterinnen und Schulleiter nicht aus dem Fokus geraten. Nur durch eine frühzeitige Beteiligung können wir auch weiterhin unseren Auftrag für unsere Lehrkräfte, unsere Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sowie insgesamt für das bayerische Gymnasium bestmöglich erfüllen. Dabei sollten Sie aber nie vergessen, auch an sich zu denken und sich immer wieder mal erlauben, eine kurze Auszeit zu nehmen, um Kraft zu tanken und dann auch wieder motiviert in die Zukunft blicken zu können.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Walter Baier
Landesvorsitzender

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