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Gemischte Gefühle beim Start ins neue Schuljahr – Belastungsgrenze erreicht – Dramatischer Lehrkräftemangel

Bruckmühl, 10. September 2021

Gemischte Gefühle beim Start ins neue Schuljahr

„Wir Schulleiter starten ins neue Schuljahr mit gemischten Gefühlen“, erläutert Walter Baier, Landesvorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der bayerischen Gymnasien (BayDV), nach der Vorstellung der geplanten Maßnahmen durch Staatsminister Prof. Piazolo.

Zwar begrüße die BayDV grundsätzlich die Regelungen des Staatsministeriums für den Unterrichtsstart in der kommenden Woche. „Präsenzunterricht und die Rückkehr zu einer gewissen Normalität sind das Wichtigste, was wir jetzt brauchen“, so Baier. „Regelmäßiges Testen und Maskenpflicht sind als Teil des Sicherheitskonzepts zu Beginn des Schuljahres die richtigen Maßnahmen, um den Präsenzbetrieb zu gewährleisten“. Für die Steigerung der Impfbereitschaft seien die Schulen nach Baiers Meinung jedoch nicht die ausgewiesenen Experten. Die Schule kann hier diesbezügliche Angebote kommunizieren, die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern zu überzeugen, sich impfen zulassen, ist nicht die Aufgabe der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Als originäre Aufgaben einer Schulleitung betrachtet Baier es jedoch, dass auch die außerunterrichtlichen Aktivitäten an den Schulen wie z. B. Chor, Orchester, Theater, Sport, SMV und Schul-AGs wieder den Stellenwert erhalten, der für das Profil des bayerischen Gymnasiums unverzichtbar ist.

Noch mehr geht nicht!

Viele Schulleiterinnen und Schulleiter hatten am Ende des vergangenen Schuljahres ihre Belastungsgrenze erreicht. Nicht zuletzt aufgrund der pandemiebedingten Herausforderungen der letzten eineinhalb Jahre waren den Schulleitungen unzählige zusätzliche Aufgaben übertragen worden, die weit über ihren eigentlichen Aufgabenbereich hinausgingen. In vielen Fällen musste dafür ein immenser organisatorischer Mehraufwand geleistet werden. Zu einer Anerkennung dieser Belastung durch eine Erweiterung der Leitungszeit sowie einer Verringerung bürokratischer Zusatzbelastungen konnte sich das Staatsministeriums leider nicht durchringen. Baier warnt deshalb: „Ein weiteres Schuljahr mit noch mehr Aufgaben, die „on top“ den Direktoraten aufgebürdet werden, ist nicht mehr tragbar.“

„Sehenden Auges steuert man auf einen dramatischen Lehrkräftemangel zu! Schon jetzt ist der Lehrer-Markt leergefegt.“

Seit Jahren weist die BayDV darauf hin, dass wir auch an den bayerischen Gymnasien auf einen dramatischen Lehrkräftemangel hinsteuern. „In vielen Fächern ist er bereits jetzt vorhanden“, so der BayDV-Vorsitzende. Auch wenn es auf dem Papier am Gymnasium scheinbar immer noch mehr Bewerber als Einstellungsmöglichkeiten gebe, sehe die Realität ganz anders aus, erläutert der Schulpraktiker. „Die Unterrichtsversorgung an den meisten bayerischen Gymnasien ist auf Kante genäht. Bis weit in den August hinein haben die Schulleitungen alles unternommen, um qualifizierte Lehrkräfte für den strukturellen Bedarf, für Aushilfen und zusätzliche Fördermöglichkeiten an den Schulen zu finden. In vielen Regionen war der Erfolg bescheiden, denn der Markt ist leergefegt.“ Auch wenn der Pflichtunterricht an den meisten bayerischen Gymnasien zum Schuljahresbeginn noch abgedeckt werden konnte, Personal für zusätzliche Förderstunden, für Klassenteilungen oder individuelle Betreuungsangebote sei nur schwer zu finden. Ausfälle von Lehrkräften während des Schuljahres können in Zukunft kaum mehr kompensiert werden.

In den kommenden Jahren werde sich diese Problematik noch deutlich verschärfen, warnt der Schulleiter des Gymnasiums Bruckmühl. „Die BayDV fordert die Staatsregierung deshalb auf, hier so schnell wie möglich gegenzusteuern. Es müssen Konzepte erarbeitet werden, wie man in kurzer Zeit möglichst vielen Lehrerinnen und Lehrern ein Einstellungsangebot machen kann. Jahrelang hat man es versäumt, hervorragend ausgebildete Lehrkräfte vertraglich an die Schule zu binden. Jetzt, wo man sie dringend bräuchte, stehen viele von ihnen nicht mehr zur Verfügung. Gleichzeitig geht die Zahl der Referendare und Studierenden kontinuierlich zurück. Wenn jetzt nicht reagiert wird, ist die Lehrerversorgung für das neunjährige Gymnasium bis hin zur Oberstufe nicht mehr gewährleistet.“